Programm:
Gregorio Allegri: Miserere - Fassung für Sopransaxophon + Chor + 4 Soli (Arr. von Vladimir Ivanoff)
InterpretInnen:
Chorus sine nomine
SolistInnen des Chorus sine nomine
Michael Krenn, Sopransaxophon
Benedikt Arnold, Regie
Johannes Hiemetsberger, Leitung
-
Gregorio Allegris Miserere ist weit mehr als ein flehentlich vertonter Psalmtext – es hält uns einen Spiegel vor. Einen Spiegel, der die Spiegelbilder spiritueller Sehnsucht, medialer Emotionalität und der Suche nach innerem Halt in einer zersplitterten Welt zurückwirft. Diese Spiegelungen entfalten sich in der Architektur des Kirchenbaus – im Licht, in der Stille, im Nachhall des Raumes – und verwandeln sich in eine klanggewordene Geste, eine Einladung, sich zu verlieren und vielleicht sich selbst neu zu begegnen. Einst war dieses Werk nur an einem einzigen Ort zu hören: in der Sixtinischen Kapelle – ein streng gehütetes musikalisches Geheimnis über mehr als ein Jahrhundert. Die Geschichte von Mozart, der es angeblich aus dem Gedächtnis niederschrieb, wurde zur Legende und verdichtet den Diskurs um Exklusivität, sakrale Macht und das Herrschaftswissen der Eliten. Heute aber begegnet uns das Miserere nicht mehr als verschlossene Offenbarung, sondern als offene Projektionsfläche – als klangliche Stütze des Erhabenen. Was geschieht, wenn Transzendenz nicht als Dogma, sondern als Erfahrung gedacht wird? Wenn Klang nicht nur erklingt, sondern Raum und Körper durchdringt – als Architektur des Unsichtbaren, als hörbare Spur einer Gegenwart, die wir nicht benennen, aber vielleicht erahnen können? Das vom Chorforum Wien als Chorprojekt des Jahres 2024 ausgezeichneten Projekt „WARUM“ erarbeiten der Chorus sine nomine und der junge Regisseur Benedikt Arnold nun ihr zweites gemeinsame Projekt und wissen mit dem Sopransaxophonisten Michael Krenn einen langjährigen Vertrauten an ihrer Seite.


